Bei IFR-Flügen geht nichts ohne Anweisungen über Funk, und der Pilot muss sich exakt an den Flugplan und an die Anweisungen der Fluglotsen halten. Das bedeutet konkret, dass für jede Änderung des Flugzustandes eine Freigabe nötig ist, egal ob es um das Anlassen der Triebwerke, den Start oder auch eine Höhenänderung im Flug geht.

Grundsätzlich gilt: Höhe, Kurs und Geschwindigkeit werden nicht ohne Befehl oder Freigabe durch ATC geändert. An die Anweisungen der Fluglotsen hat sich die Cockpit-Besatzung präzise zu halten. Wenn ihr über Sinn oder Inhalt einer Freigabe im Zweifel seid, fragt nach!

Der IFR-Flugfunk wird grundsätzlich in englischer Sprache durchgeführt. Diese sogenannte ICAO-Sprache ist international festgeschrieben. Jeder Flieger ist dadurch jederzeit im Bilde darüber, was sich in seiner Umgebung abspielt und er muss "nur" eine Fremdsprache beherrschen, sofern er nicht englischsprachig aufgewachsen ist. Andere Icao-Sprachen sind Französisch, Spanisch, Russisch, Arabisch und Chinesisch, diese dürfen jedoch nur benutzt werden, wenn beide Seiten (Pilot und Lotse) die entsprechende Sprache beherrschen. Für alle anderen ist Englisch verbindlich.

Auch wir auf IVAO wickeln den IFR-Funkverkehr grundsätzlich auf Englisch ab. Andererseits möchten wir auch niemanden wegen Sprachschwierigkeiten ausschließen und erklären Anweisungen auch gerne auf Deutsch. Wer Schwierigkeiten mit der englischen Sprache hat, dem ist aber trotzdem auf jeden Fall anzuraten, zumindest die auf dieser Seite vorgestellten Sprechgruppen mit ihrer Bedeutung auswendig zu lernen. Sie werden euch im Flugbetrieb ständig begegnen. Natürlich ist es hier nicht möglich, alle nur denkbaren Varianten des IFR-Flugfunks anzusprechen, aber es soll zumindest ein Grundwissen im Hinblick auf die korrekte Phraseologie vermittelt werden.

Grußformeln am Funk sind ebenso wie bitte und danke eigentlich nicht explizit erlaubt. Hier machen wir, wie die Profis in der Realität auch, gerne eine Ausnahme, denn immerhin ist ein freundlicher Umgang miteinander eine wichtige Regel unseres Netzwerkes.

Zahlen werden Ziffer für Ziffer gesprochen, Ausnahmen sind ganze Hunderter und Tausender, die bei Flughöhen, Wolkenhöhen, Sichtweiten und der RVR auch als solche gesprochen werden. Es heißt also zum Beispiel HEADING ONE FOUR ZERO oder FLIGHTLEVEL ONE FOUR ZERO, aber im Gegenzug FLIGHTLEVEL TWO HUNDRED oder "RVR ONE THOUSAND METERS". Alle Richtungs-, Höhen- und Geschwindigkeitsanweisungen, das QNH, IFR-Freigaben, Frequenzzuweisungen und Squawkcodes müssen immer wörtlich zurückgelesen werden. Vereinfacht gesagt ist (mit der Ausnahme des Windes) jede Anweisung, die eine Zahl enthält, wörtlich zurückzulesen. Alles weitere lehren die Sprechfunkverfahren. Siehe auch: Kategorie:Flugfunk

Die gängigsten Phrasen sind hier anhand eines IFR-Beispielfluges von Köln/Bonn nach München erklärt. Im Netzwerk kann dieser Ablauf jedoch immer wieder leicht anders aussehen.

A = Aircraft radio station (Pilot)
G = Ground radio station (Fluglotse)


Inhaltsverzeichnis

An der Parkposition

Zunächst holt der Pilot die ATIS (Automatic Terminal Information Service), also den Wetterbericht und die Abfluginformationen, ein und stellt den Höhenmesser auf das angegebene QNH (Luftdruck) ein. Dann wird Köln Ground (oder auf IVAO vielleicht auch eine höhere ATC-Stelle, die gerade zuständig ist) gerufen, um die Genehmigung für das Anlassen der Triebwerke und für das Zurückschieben vom Terminal einzuholen. Dabei bekommt er dann auch schon die Streckenfreigabe für den Flug.

Es übernimmt immer die nächsthöhere Station die Aufgaben der darunter liegenden (z.B.: TWR übernimmt GND).


Streckenfreigabe

Siehe Instrumentenflugfreigabe.

Nach dem Abschluss der erforderlichen Checklisten ist das Flugzeug bereit für das Zurückdrücken (pushback).

A: Lufthansa 93, request pushback.
G: Lufthansa 93, pushback approved.
A: Pushback approved, Lufthansa 93.
Falls beim Zurückstoßen mehrere Drehrichtungen sinnvoll wären, kann ATC zum Beispiel mit "facing west" eine solche Richtung vorgeben. Eventuell gibt es auch nur eine Richtung oder die Richtung ergibt sich aus der aktiven Runway.

Vor dem Rollen

Jetzt lässt sich der Flieger vom Terminal zurückschieben. Sind danach alle Rollvorbereitungen erledigt, holt sich die Besatzung die Genehmigung für das Rollen zur Startbahn 32R, denn sie weiß anhand der Abflugkarten, dass die KUMIK6B zur Piste 32R gehört.


Funkbeispiel Ground/Apron

A: Lufthansa 93, request taxi.
G: Lufthansa 93, taxi to holding point runway 32R via B, A and A1, hold short of runway 24.
A: Taxi to holding point runway 32R via B, A and A1, hold short of runway 24, Lufthansa 93.
Der Rollkarte können wir entnehmen, wo sich die angegebenen Rollwege befinden.
Die Anweisung 'hold short' bedeutet, dass das Kreuzen der Piste nicht genehmigt ist. Die Freigabe dazu erfolgt separat. Wird eine zu kreuzende Piste nicht in der Rollanweisung erwähnt, ist auf jeden Fall davor anzuhalten!
Eine Piste darf nie ohne explizite Freigabe befahren/überquert werden.
G: Lufthansa 93, contact Köln Tower, 124,975, tschau.
A: Contact Köln Tower, 124,975, tschüss, Lufthansa 93.

Mit dieser Anweisung dürfen die Piloten die Bodenfrequenz verlassen und den Frequenzwechsel zu Köln Tower auf 124,975 MHz (sprich: one two four decimal niner seven five) durchführen.

Mit der Phrase contact ist gemeint, dass die Piloten sich aktiv auf der neuen Frequenz anmelden sollen.


Funkbeispiel Tower

A: Köln Tower, hallo, Lufthansa 93, holding short of runway 24.
Mehr Informationen benötigt der Tower nicht! Zielflughafen, Abflugroute und alle weiteren Informationen bekommt er vom Ground-Lotsen.
G: Lufthansa 93, Köln Tower, hallo, cross runway 24.
A: Cross runway 24, Lufthansa 93.
A: Lufthansa 93, ready for departure.
G: Lufthansa 93, line up runway 32R and wait.
A: Line up runway 32R and wait, Lufthansa 93.

Diese Phrase erlaubt das Aufrollen auf die Bahn, aber noch nicht den Startlauf.

In der Regel bekommt man gleich nach der Bereitschaftsmeldung "ready for departure" (oder sogar schon davor) die Starterlaubnis. Line up gibt es dann, wenn beispielsweise gerade eine Maschine gestartet ist und der Lotse warten muss, bis sie weit genug entfernt ist.
G: Lufthansa 93, wind 310 degrees, 9 knots, runway 32R, cleared for take-off, tschüss.
A: Runway 32R, cleared for take-off, Lufthansa 93, schönen Tag.

Nach dem Start (When Airborne) wird Radar gerufen, vergleiche dazu die Eintragungen in der ATIS und der SID-Karte! Die Rufzeichen Center und Approach gibt es in Deutschland nicht, beide heißen "Radar" (vgl. Funk-Grundlagen). Der Wind wird weder zurückgelesen noch bestätigt.

Der SID-Karte kann man entnehmen, wie man sich nach dem Abheben verhält. In diesem Fall ist nach dem Start selbstständig der Radarlotse zu rufen. Eine mündliche Übergabe gibt es nur an den Flughäfen München, Frankfurt oder Leipzig. In diesem Fall würde der Tower euch im Anfangssteigflug mündlich zum Frequenzwechsel auffordern. Siehe auch: Standard Instrument Departure


Nach dem Start

Sobald das Flugzeug sicher im Anfangssteigflug ist (in der Regel zwischen 1500 und 2000ft), kann der Radarlotse gerufen werden.


Funkbeispiel Radar (Abflug)

A: Langen Radar, guten Tag, Lufthansa 93, 2000 ft, climbing 5000 ft.
G: Lufthansa 93, Langen Radar, hallo, identified, climb FL230.
A: Climb FL230, Lufthansa 93.

Grundsätzlich gilt die Regel, dass beim Kontakt mit einem Lotsen die aktuelle Flughöhe sowie im Steig- oder Sinkflug dazu noch die freigegebene Höhe zu melden ist. In diesem Beispiel ist der Initial Climb 5000ft. Dieser ist jedoch abhängig von der Abflugroute und muss der SID-Karte entnommen werden.

Wenn keine weitere Steigflugfreigabe erteilt wird, darf nur bis zum Initial Climb gestiegen werden!

Wir haben die Freigabe, auf FL230 (FL = Flight Level / Flugfläche) zu steigen. Da nichts anderes vom Lotsen gesagt wurde, können wir ohne Beschränkungen bis FL230 weitersteigen. Mit Phrasen wie climb FL 230, 2000 feet per minute or less könnte der Lotse aber auch genauere Angaben (z.B. über die Steigrate) machen. Falls wir vor FL230 keine weitere Steigflugfreigabe erhalten sollten, müssen wir dort bleiben ("ausleveln"). In der Regel plant der Lotse den Flug aber so, dass er vor Erreichen von FL230 den weiteren Steigflug freigeben kann.


Im Steigflug

G: Lufthansa 93, climb FL290.
A: Climb FL290, Lufthansa 93.

Wir steigen auf FL290. Nach einer gewissen Zeit wird der Lotse einen Frequenzwechsel zum nächsten Lotsen anweisen.


Funkbeispiel Radar (Streckenflug)

G: Lufthansa 93, contact Langen Radar, 125.2, tschüss.
A: Langen Radar on 125.2, Lufthansa 93, tschüss.

Frequenzwechsel zu neuer Station (hier: EDGG_S_CTR auf 125.200 MHz). Der nächste Lotse heißt ebenfalls "Langen Radar".

A: Langen Radar, guten Tag, Lufthansa 93, FL257, climbing FL290.
G: Lufthansa 93, Langen Radar, hallo, identified, proceed direct Dinkelsbühl.
A: Proceed direct Dinkelsbühl, Lufthansa 93.

Ein solches Direct wird gern vergeben, wenn es den Flugweg verkürzt und den Lotsen nicht übermäßig belastet. Mit "Dinkelsbühl" ist hier das DKB VOR gemeint.

Je nach Luftraum kann es sein, dass ATC euch früher als notwendig zum Sinkflug auffordert. Dem solltet ihr auch Folge leisten, wenn ihr keine guten Gründe dagegen habt ("Top of descent im FMC noch nicht erreicht" ist kein solcher Grund!) Grundsätzlich seid ihr aber selbst dafür verantwortlich, rechtzeitig euren Sinkflug anzufordern.
A: Lufthansa 93, request descent.
G: Lufthansa 93, descend to reach FL250 at Dinkelsbühl.
A: Descend to reach FL250 at Dinkelsbühl, Lufthansa 93.

Diese Anweisung bedeutet, dass wir den Sinkflug starten und ihn so planen sollen, dass wir genau über (oder kurz vor) dem Dinkelsbühl VOR FL250 erreichen sollen. Damit haben wir gleichzeitig die Freigabe, die Reiseflughöhe zu verlassen.


Im Sinkflug

Um den Verkehrsfluss insbesondere bei höherem Verkehrsaufkommen besser steuern zu können, werden in der Regel Radarvektoren (Steuerkurse) bis zum Endanflugkurs vom Lotsen angeboten. In unserem Beispiel wird eine Mischung aus Transition (ROKIL26) und Radarführung benutzt. Wir folgen zunächst der STAR ANORA2A bis zum Clearance Limit ROKIL.
G: Lufthansa 93, contact München Radar, 129.1, tschüss.
A: Contact München Radar, 129.1, Lufthansa 93, tschüss.
A: München Radar, Lufthansa 93, servus, FL264, descending FL250.
G: Lufthansa 93, München Radar, servus, identified.
G: Lufthansa 93, descend to reach FL160 at ROKIL.
A: Descend to reach FL160 at ROKIL, Lufthansa 93.

Jetzt bekommen wir die Anweisung, zum Anfluglotsen (EDDM_APP) zu wechseln:

G: Lufthansa 93, contact München Radar, 123,9.
A: Contact München Radar, 123,9, Lufthansa 93.
A: München Radar, Lufthansa 93, reaching FL160, information Echo.
G: Lufthansa 93, München Radar, identified, descend FL 100, cleared ROKIL26 transition.
A: Descend FL100, cleared ROKIL26 transition, Lufthansa 93.

Hiermit hat uns der Lotse für den lateralen Teil der ROKIL-Transition freigegeben. Jetzt folgen noch weitere, naheliegende Funkbeispiele:

G: Lufthansa 93, descend 5000ft, QNH 1011, expect ILS runway 26R.
A: Descend 5000ft, QNH 1011, runway 26R, Lufthansa 93.
G: Lufthansa 93, reduce speed 210 knots, number 3 in sequence.
A: Reduce speed 210 knots, Lufthansa 93.
G: Lufthansa 93, turn right heading 230, cleared ILS runway 26R.
A: Turn right heading 230, cleared ILS runway 26R, Lufthansa 93.
Wenn der Arrival-Lotse sieht, dass das Flugzeug auf dem Landekurssender stabilisiert ist, übergibt er es an die Platzkontrolle. Ihr müsst nicht selbstständig established ILS melden, es sei denn, ihr habt den berechtigten Eindruck, der Lotse habe euch vergessen.
G: Lufthansa 93, contact München Tower, 118,7, gute Landung.
A: Contact München Tower, 118,7, Lufthansa 93, danke und tschüss.


Auf dem ILS

Da wir für den Anflug freigegeben sind, dürfen wir Landeskurssender und Gleitpfadanzeige folgen und entsprechend sinken.


Funkbeispiel Tower

A: München Tower, Lufthansa 93, servus, ILS runway 26R.
G: Lufthansa 93, München Tower, servus, wind 280 degrees, 7 knots, runway 26R, cleared to land.
A: Runway 26R, cleared to land, Lufthansa 93.


Nach der Landung

Sollten wir nicht schon während des Ausrollens auf der Piste eine Rollanweisung erhalten haben, verlassen wir die Piste am nächstmöglichen Rollweg und bleiben darauf stehen.

Erst falls wir nach einiger Zeit noch keine Rollanweisung bekommen haben, erbitten wir weiteres Rollen.
(A: Request taxi, Lufthansa 93.)
G: Lufthansa 93, taxi to entry N3 via A4 and N.
A: Taxi to entry N3 via A4 and N, Lufthansa 93.

Die Übergabe zum Vorfeldlotsen erfolgt kurz vor Erreichen von N3.

G: Lufthansa 93, contact München Apron, 121,7, servus.
A: Contact München Apron, 121,7, servus, Lufthansa 93.


Auf dem Vorfeld

A: München Apron, Lufthansa 93, servus, on N.
G: Lufthansa 93, München Apron, servus, taxi to gate 205 via N3 and W2.
A: Taxi to gate 205 via N3 and W2, Lufthansa 93.

Nun rollen wir zur Parkposition, ziehen dort die Parkbremse und sind da! Bis zum Erreichen der endgültigen Parkposition hält man Hörbereitschaft auf der Boden- oder Vorfeldfrequenz. Einer Meldung wie on blocks, request engine shutdown bedarf es aber nicht.

Sich für den Service zu bedanken oder einen schönen Abend zu wünschen, ist natürlich nichtsdestotrotz gestattet, sofern es die Frequenzbelastung zulässt (= der Lotse gerade nicht im Stress ist).


Ein Wort zum Schluss

Mit Roger dürfen nur reine Informationen (z. B. number 3 in sequence) als verstanden gemeldet werden - niemals aber Anweisungen! Anweisungen werden wortwörtlich zurückgelesen (Readback). Mit Wilco darf der Pilot das Ausführen einer von ATC auferlegten Meldung (Report) mitteilen, z. B. report passing outer marker.

G: Lufthansa 93, 35 miles from touchdown.
A: Roger, thanks, Lufthansa 93.
G Lufthansa 93, report ready for departure.
A: Wilco, Lufthansa 93.