Ein Hauptteil der Arbeit eines ADC-Lotsen besteht darin, IFR-Verkehr für den Flug vorzubereiten und abfliegen zu lassen, sowie die Ankunft zu sichern. Dafür sind eine Reihe von Kontrollverfahren eingerichtet, die im folgenden besprochen werden. Die Funksprechverfahren sind im entsprechenden Funkbeispiel beschrieben.
Der Turmlotse trägt eine besondere Verantwortung für die Sicherheit an und auf den Bahnen. Es ist stets darauf zu achten, dass jeweils nur ein Flugzeug pro Zeit eine Freigabe zu einem Flugmanöver auf einer Bahn hat. Ebenfalls gilt der effizienten Nutzung einer Bahn in der Prüfung zum Aerodrome Controller (ADC) ein besonderes Augenmerk.
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Der Turm trägt für einen IFR-Flieger die Verantwortung vom Gate bis zum Zeitpunkt des Verlassens der Kontrollzone. Dabei ist eine enge Absprache mit dem darüberliegenden Sektor nötig.
Ein IFR-Flug benötigt vor Flugbeginn eine Streckenfreigabe. Diese wird vom DEL-Lotsen (oder einer übergeordneten Position, z.B. TWR) erteilt. Es empfiehlt sich zusammen mit der Streckenfreigabe eine Anlassfreigabe (startup clearance) zu erteilen. Es ist jedoch auch möglich, die Streckenflugfreigabe gesondert zu geben. Sie muss spätestens vor dem Takeoff erteilt werden, das heißt es kann eine Rollfreigabe erteilt werden, ohne das die Streckenfreigabe vorliegt.
Eine Streckenfreigabe beeinhaltet folgende Elemente:
Aus den Karten eines Flughafens können die SIDs entnommen werden. Dabei gibt es für bestimmte Wegpunkte meist je eine Abflugroute pro Bahn. Bei der Erteilung der Freigabe ist darauf zu achten, dass die Abflugroute zum ersten Wegpunkt des Flugplans passt. Wenn für ein und dieselbe SID mehrere Pisten verwendet werden könnten, muss die Abflugpiste in der Freigabe genannt werden, wenn beide Pisten zum Abflug verfügbar sind.
SIDs haben in der Regel einen General Release vom APP-Lotsen. Ist dies nicht der Fall, muss vor der Freigabe eine Erlaubnis des APP eingeholt werden!
Falls der Abflug nicht über eine festgelegte Abflugroute erfolgt, kann alternativ auch eine sogenannte "vectored departure" freigegeben werden, in diesem Falle kommen noch folgende Elemente hinzu:
Eine vectored departure muss vor Erteilen der Freigabe immer vom APP-Lotsen genehmigt werden, da sie (wie jede IFR-Freigabe) einen Eingriff in seinen Luftraum darstellt, dafür jedoch in der Regel kein Release vorliegt.
Es gibt ausserdem noch die Möglichkeit eine visual departure durchzuführen. Für den Lotsen ist das Verfahren hier identisch mit der vectored departure, es müssen aber nicht zwingend Steuerkursinformationen gegeben werden. Der Pilot fliegt hier die erste Kurve visuell.
Vor der Erteilung der Freigabe sollte der Flugplan nach Möglichkeit auf Fehler geprüft werden.
Bevor das Flugzeug die Startfreigabe bekommt, sollten die standard instrument departure und der initial climb in das Label vom Flugzeug eingetragen werden. Wie das funktioniert, ist im IVAC-Handbuch und im entsprechenden Artikel im Kompendium festgehalten.
Wie oben erwähnt wird die Anlassfreigabe in Deutschland in der Regel zusammen mit der Streckenfreigabe erteilt. Sobald die Anlassfreigabe erteilt ist, muss der Pilot innerhalb von 10 Minuten in der Lage sein, die Triebwerke zu starten. Sobald die Anlassfreigabe erteilt wurde, ist der Flugplan geöffnet.
Flugzeuge benötigen eine Freigabe zum Zurückdrücken, wenn sie auf einer entsprechenden Parkposition (z.B. einem Gate) stehen. Hierbei ist darauf zu achten, dass der Bereich hinter dem Luftfahrzeug frei ist und während des Pushbackvorgangs auch bleiben wird. Aus diesem Grund empfiehlt es sich nicht, die Pushbackfreigabe zusammen mit der Anlassfreigabe zu erteilen ("Startup and Pushback approved"), da in vielen Fällen der Pilot nocht nicht bereit zum Zurückstoßen ist, wenn er die Anlassfreigabe anfordert und es somit zu Verzögerungen kommen kann. Es ist möglich dem Luftfahrzeug anzuweisen, in welche Richtung der Pushback erfolgen soll. Bei einigen Flugzeugtypen (z.B. DH8D) ist es auch möglich statt eines Pushbacks einen sogenannten Powerback durchzuführen, d.h. mit Umkehrschub zurückzurollen.
Nach dem Beenden des Pushbacks wird die Rollfreigabe erteilt. Hierbei wird ein Rollhalt, sowie die Rollwege dorthin zugewiesen.
Anweisungen zur Steuerung des Verkehrs auf dem Vorfeld können zusammen mit der Rollfreigabe erteilt werden (z.B. "give way to Lufthansa A320 crossing left to right", "follow Air Berlin Boeing 737 " etc.). Es ist gerade bei viel Verkehr empfehlenswert mit Halteanweisungen (z.B. "hold short of M") zu arbeiten, um kritische Situationen und Staus zu vermeiden.
Sobald ein Flugzeug abflugbereit ist, wird ihm, sobald es die Verkehrslage zulässt, der Start freigegeben. Ausserdem ist grundsätzlich eine Freigabe vom darüberliegenden Sektor einzuholen, da ein IFR-Startvorgang immer in den Luftraum eines anderen Lotsen (hier: APP/DEP) eingreift. Auf IVAO wird dies jedoch meistens durch einen "general release" (auch bekannt als "all release") freigegeben, das heißt der Controller erteilt eine grundsätzliche Freigabe, die für jeden Start bzw. jede SID gilt. Häufig sind aber auch einzelne SIDs oder Sonderfälle wie die visual departure nur unter Vorbehalten gegeben. Generell gilt: Besser einmal zu viel koordiniert, als einmal zu wenig. Siehe auch Koordination im Towerbereich.
Es ist nicht notwendig, die Aufroll- und Startfreigabe zu trennen, dies kann aber unter Umständen nötig sein, wenn sich beispielsweise noch Verkehr auf der Bahn befindet. Es ist auch möglich mit konditionellen Freigaben ("Line up behind...") zu arbeiten, um den Verkehrsfluß zu verbessern. Zur Steigerung der Effizienz können auch Freigaben zum Sofortstart erteilt werden. In diesem Falle ist es ratsam, den Piloten vor Erteilung der Freigabe zu fragen, ob er bereit zum Sofortstart ist.
Nach dem Abflug meldet sich der Pilot an den meisten Flugplätzen, wie in der ATIS angegeben, eigenständig beim Radar-Lotsen, das heißt ein separater Handoff per Frequenz ist nicht erforderlich. Es gibt aber auch Ausnahmen. Dort wird der Pilot dann vom Tower an den Radar übergeben. Die lokalen Prozeduren sind auf den Prozeduren-Seiten nachzulesen.
Zusätzlich zu den Abflügen sichert ein Tower noch die ankommenden IFR-Luftfahrzeuge. Typischerweise wird ein Flugzeug, das im Endanflug stabilisert anfliegt, vom Radar (APP) zum Tower übergeben.
Anfliegende Luftfahrzeuge melden sich, nachdem sie vom Radar-Lotsen zum TWR-Lotsen übergeben worden sind, im Endanflug. Sobald die Piste frei ist, kann eine Landefreigabe erteilt werden. Hierbei werden Windinformationen mitgegeben. Falls noch keine Landefreigabe erteilt ist, empfiehlt es sich trotzdem dem Piloten verständlich zu machen, dass man seinen Anruf erhalten hat ("one departure ahead"/"number 2"/"hello"). Sollte es notwendig werden, eine Geschwindigkeitsanweisung zu erteilen, muss dies auf jedenfall vorher mit dem Radar-Lotsen abgesprochen werden, da dies einen Eingriff in die Staffelung und somit in den Zuständigkeitsbereich des Radar-Lotsen darstellt.
Ein Fehlanflug kann aufgrund verschiedener Gründe notwendig werden. Er kann entweder vom Lotsen oder vom Piloten ausgelöst werden. Es gibt für alle Instrumentenanflüge festgelegte Fehlanflugverfahren, die vom Piloten eingehalten werden müssen. Daher muss der TWR-Lotse in der Regel kein explizites Verfahren anweisen. Es ist möglich, mit dem Radar-Lotsen ein anderes Verfahren abzusprechen, aber dies empfiehlt sich nur in Ausnahmefällen, da durch das geänderte Verfahren die Arbeitsbelastung für den Piloten und für den TWR-Lotsen meist unnötig zunimmt. Das Luftfahrzeug wird nach dem Durchstarten zum Radar-Lotsen übergeben.
Es ist darauf zu achten, dass die Übergabe erst erfolgt, wenn keine anderen Informationen oder Anweisungen an den Piloten zu geben sind und der Pilot das Luftfahrzeug stabilisiert hat. Das heißt, die Meldung eines Fehlanflugs sollte ersteinmal nur mit "roger" quittiert werden; in einem zweiten Schritt erfolgt dann die Übergabe an den Radarlotsen.
Die Rollfreigabe wird analog zu oben erteilt. Anstelle eines Rollhaltes erfolgt die Freigabe jedoch selbstverständlich zu einer Abstellposition.
Es ist NICHT notwendig, dem Piloten eine Freigabe zum Abstellen der Triebwerke oder zum Verlassen der Frequenz zu erteilen. Dies erfolgt selbstständig durch den Piloten.