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Koordination für Center-Lotsen

Lotsen ist Teamarbeit, deswegen ist es extrem wichtig, dass man miteinander spricht oder schreibt, also koordiniert. Damit nicht für jede Flugbewegung alles erneut besprochen werden muss gibt es die LoA. In diesen Letter of Agreements sind die häufigsten Situationen standardisiert zusammengefasst.

Es lässt sich jedoch längst nicht jede Situation im Vornherein niederschreiben, deswegen muss gerade im Bereich des Center-Lotsen oft mit den umliegenden Lotsen koordiniert werden. Im Prinzip kann man sagen: alles, was einen anderen Sektor betrifft und nicht in den LoA steht, muss separat abgeklärt werden, dazu nur ein paar Beispiele:

  • Freigaben in fremde Lufträume hinein
    • Directs
    • Steig-/Sinkflüge bei Überflug der Sektorgrenze
  • Sonderwünsche von Piloten
  • Notfälle

Praktische Beispiele (Zwischen Sektor A und B)

Approval Request

Ein Approval Request wird genutzt, um eine nicht standardisierte Übergabe abzuklären, die populärsten Beispiele sind:

  • Direct Routing in den nächsten Sektor
  • Steig-/Sinkflug bei Sektorübergang
  • Nutzung eines vorher nicht geplanten Sektors durch Abweichung von lateralen oder vertikalen Profilen



Chronologisch aus Sicht Sektor A:

Ich möchte DLH123 weit in Sektor B freigeben, weil es bei mir einen Konflikt löst oder weil ich dem Piloten etwas Gutes tun möchte. Ich Frage also bei B nach:


Koordination freie Übersetzung
A: Approval Request DLH123 DCT <WAYPOINT> Darf ich mit DLH123 direkt nach <WAYPOINT>?


...und er ist im Optimalfall damit einverstanden, antwortet also simpel mit "approved".


Nächstes Beispiel:

Koordination freie Übersetzung
A: Approval Request DLH123 *via <WAYPOINT/ROUTE>* climbing FL300? Darf DLH123 climbing FL300 einfliegen?

Warum fragt Lotse A? Weil entweder ein anderes Level im LoA abgemacht war oder Sektor B ihn at level, also ohne Vertikalmanöver erwartet. Dass Lotse A das Routing oder einen Wegpunkt mitgibt ist optional und dient nur dem Zweck, dass B direkt weiß, wohin er zu schauen hat. Das kann solche Koordinationen erheblich beschleunigen. Alternativ kann Lotse A auch eine Position mitgeben, à la "Approval Request DLH123, position DKB, climbing FL300?". Bei Positionsmeldungen sollten möglichst bekannte Orte genommen werden. VORs, größere Flugplätze oder bekannte Intersections sind beliebte und probate Mittel.


Weiter im Text, der Fall eines Drittsektors C:

Koordination freie Übersetzung
A: Approval Request DLH123, position <Örtlichkeit>, DCT <WAYPOINT>, FLx Darf ich mit DLH123 in Höhe x direkt nach Sonstwo durch deinen Sektor durch? Du warst übrigens vorher nicht geplant, dass dich dieser Flug interessiert.

Die saloppe Übersetzung rechts erläutert schon sehr präzise, worum es hier geht. Ein Flug ist über die Sektoren A und B geplant und ein Direktrouting oder eine Leveländerung bringt Sektor C ins Spiel. Dieser möchte natürlich zuvor gefragt werden, ob man seinen Luftraum nutzen darf. Die Anfrage ist schnell gestellt und das Approval eingeholt. In manchen Literaturen wird das auch als "Point out" oder "Release" bezeichnet, wir möchten aber die Begrifflichkeiten nicht zu sehr durcheinander werfen und uns auf das Wesentliche konzentrieren. Das wichtige ist, dass beide Parteien verstehen, worum es geht.

Request

Wenn ich möchte, dass mir mein vorheriger Sektor eine bestimmte Kondition erfüllt, dann sage ich ihm "Request". Oder "ich hätte gerne, dass...".

Diesmal aus Sicht des Sektors B, denn er erwartet von A einen Flieger:

Koordination freie Übersetzung
B: Request DLH123 direct <WAYPOINT>. Bitte bringe mir ihn on course <WAYPOINT>

Warum macht Sektor B soetwas? Es gibt 3 häufige Gründe:

  • Konfliktlösung
  • Entzerrung von Hotspots oder Vorstaffelung
  • Sprit sparen ;-)

Solche Requests müssen nicht nur für Wegpunkte ausgesprochen werden. Ein paar weitere Beispiele

Koordination freie Übersetzung
B: Request DLH123 speed 220 Bring ihn mir auf Speed 220
B: Request all inbounds speed 250 Alle Inbounds auf Speed 250, bitte (z.B. als APP nutzbar)
B: Request DLH123 at FL220 Ich brauche ihn in FL220


Der Request zählt zum stärksten Koordinationsmittel, denn es gilt in der Flugsicherung der Grundsatz:

The receiving sector states the conditions.

Oder in germanisch: Der Gastgeber bestimmt, wer und wie reingelassen wird. Kapelle, bezahlen und Musik ;-)

Release

Der Release wird genutzt, wenn ein Flieger bereits bei Sektor B auf der Frequenz ist, sich aber noch im Luftraum des Sektors A befindet.

Lotse B möchte nun aus willkürlichen Gründen unsere DLH123 drehen und steigen lassen, benötigt dafür aber die Befugnisse von Sektor A - er ist ja noch der Chef im Ring. Ist ja auch sein Ring.

Koordination freie Übersetzung
A: Request release DLH123 (for turn/climb) Ich würde gerne DLH123 drehen und steigen lassen, wie schaut's aus?

Simple Antwort: (Not) released.

Die Frage kann auch generell oder sehr spezifisch sein sein: "request release DLH123", "request release DLH123 for turn to <WAYPOINT>".

Die Staffelungsverpflichtung im verbliebenen Teilstück des Sektor A geht damit an B über, denn auch der sieht jeglichen Verkehr auf dem Netzwerk. Also bitte mit einem Release im fremden Sektor niemanden über den Haufen fahren. Es dankt das Trainingsdepartment.