Das vectoring, also das Leiten von IFR-Fliegern aus dem enroute-Bereich bis in den Endanflug zählt sicherlich zu den anspruchsvollsten Tätigkeiten eines Fluglotsen. Das vectoring ist ein Handwerk, das erlernt werden muss, und schlecht theoretisch erklärt werden kann.
Grundsätzlich beschreibt ein Vektor die Bewegung des Flugzeugs im Luftraum. Zum Steuerkurs kommt zu dieser Bewegung noch die Flughöhe und die Geschwindigkeit. Der Kurs und die Geschwindigkeit wird vom IVAC/Aurora direkt abgebildet, die Flughöhe kann nur aus dem Label ausgelesen werden.
Vektoren werden von Lotsen mit Steuerkursanweisungen und Steig- und Sinkfluganweisungen gegeben. Die Steuerkurse werden in Grad gegeben, wobei ein voller Kreis 360 Grad beträgt, und von Norden an gezählt wird. Damit ist Osten bei 90°, Süden bei 180° und West bei 270°. Es existieren also theoretisch 360 Richtungsvektoren, von denen allerdings praktisch nur die 10°-Schritte angewiesen werden, seltener die 5°-Schritte.
Das vectoring ist die Tätigkeit des Fluglotsen, Flugzeuge abseits von veröffentlichten Verfahren vom Reiseflug auf den Anschnitt eines Instrumentenlandeanfluges zu bringen. Diese Arbeit ist die Hauptaufgabe eines arrival-Lotsen und spielt in der Prüfung zum APC-Rating die größte Rolle.
Wie eingangs erwähnt, ist das vectoring eine komplizierte Angelegenheit, bei der es viel auf das Gespür des Lotsen ankommt. Theoretisch ist sie nur schwer erklärbar, allerdings gibt es Trainingsangebote, in denen sie erlernt und geübt werden kann.
Für das Selbststudium eignen sich zunächst folgende Übungen:
Im Rahmen von praktischen Trainings, beispielsweise auf dem HAL-Server, können mit weiteren praktischen Übungen diese Fähigkeiten erweitert werden.
Für ein sinnvolles Umsetzen eines guten sequencings ist das Beherrschen des vectorings absolut notwendige Grundlage. Der Lotse darf nicht bei jedem Vektor Hilfsmittel nutzen müssen, sondern muss Vektoren aus der Übung und mit dem bloßen Auge geben. Spätestens beim ersten Training sollte das QDM-Tool des IVACs/Aurora nicht mehr notwendig sein!
Ein häufig gemachter Fehler von angehenden approach-Lotsen ist, Flugzeuge unpräzise auf den Endanflug zu vektorieren. Die Regeln für den intercept eines Instrumentenanflugs sind dabei klar definiert:
Daraus abgeleitet gibt es die Technik des aiming point:
Statt die intercept-Vektoren auf den FAF eines Instrumentenanfluges zu richten, wird ein aiming point ein oder zwei Meilen davor angepeilt. Dorthin gehen die finalen Vektoren. Damit kann ein sicheres und regelgerechtes vectoring erreicht werden.
Ist der Flieger nach diesen Regeln für den Anflug vorbereitet, muss der Anfluglotse die Freigabe für den Anflug geben. In den Fällen eines durch Funknavigation (ILS, VOR, NDB) gestützten Anfluges gibt er mit dem Vektor aufs final meistens den Anflug mit frei. Bei einem GPS-Anflug funktioniert das genauso, der Pilot hat dann dafür zu sorgen, dass das Flugzeug den Anflug korrekt fliegt. Bei einem visual approach ist es ein wenig kniffeliger: dort muss vom Piloten bestätigt werden, dass die Bahn in Sicht ist. Dann kann auch die Anflugfreigabe erteilt werden.
Zu beachten ist, dass die Freigabe für einen Anflug eine vorher angewiesene Geschwindigkeit nicht aufhebt.