Ein Funkausfall (COMFAIL) ist die einseitige oder beidseitige Unterbrechung der Kommunikation zwischen Pilot und ATC. In diesem Artikel wird die Vorgehensweise für Piloten beschrieben. Als Lotse kannst du durch diesen Artikel ergründen, was dich beim Funkausfall erwartet.

Wer es ganz genau wissen will, findet im ICAO Annex 2 Kapitel 3.6.5.2, oder auch in der AIP ENR 3.4 genug Informationen.

VMC

Sowohl für VFR- als auch für IFR-Flüge in Sichtwetterbedingungen gelten folgende Regeln:

  1. Squawk 7600 schalten (sofern möglich)
  2. Unter Sichtwetterbedingungen den Flug fortsetzen
  3. Am nächstmöglichen Flugplatz (nearest suitable aerodrome) landen
  4. Nach der Landung: ATC schnellstmöglich über die Landezeit informieren (sofern dies nicht erfolgt, würde in der Realität der Such- und Rettungsdienst alarmiert werden und mit der Suche beginnen)


Kann ein Luftfahrzeug auf einem IFR-Flug die oben genannten Punkte nicht sicher durchführen, können die IMC-Verfahren angewandt werden.

Des Weiteren gilt für VFR-Flüge, dass diese nur mit einer bereits gegebenen Einflugfreigabe in eine Kontrollzone einfliegen dürfen. Sofern eine Landung unumgänglich ist, wird den Piloten allerdings niemand daran hindern.

Wenn bei einem VFR-Flug der Funkausfall außerhalb der Lufträume C oder D (außer Kontrollzone) eintritt, sollten diese Lufträume unabhängig von einer bereits gegebenen Einflugfreigabe gemieden werden.
Sollte sich ein VFR-Flug bereits im Luftraum C oder D (außer Kontrollzone) befinden, ist der Pilot dazu aufgefordert, diesen Luftraum auf dem schnellsten Wege zu verlassen und auf dem nächstmöglichen Flugplatz zu landen.

IMC

In IMC, oder bei einem IFR-Flug, welcher unter Sichtwetterbedingungen die weiter oben genannten Punkte nicht anwenden kann, müssen im radarunterstützten Luftraum folgende Regeln angewandt werden:

  1. Squawk 7600 schalten
  2. Zuletzt angewiesene Geschwindigkeit und Höhe (oder minimale Höhe, wenn höher) für 7 Minuten halten von dem Moment an, wenn:
    • die letzte angewiesene Höhe bzw. minimale Höhe erreicht wird;
    • der Transponder 7600 gesetzt wird; oder
    • das Flugzeug einen vorgesehenen Pflichtmeldepunkt* überfliegt,
je nachdem, welcher der drei Punkte als letzter erfüllt wird ("whichever is later"). Danach wird der Flug nach Flugplan fortgesetzt.

(*) Pflichtmeldepunkte für IFR gibt es nicht in Deutschland, jedoch in anderen Ländern.

Zusätzlich dazu gelten die folgenden Regeln:

  • Wenn man vektoriert wird oder offset ohne festgelegte Grenze fliegt, soll nach Beginn des Funkausfalls, aber noch vor dem nächsten signifikanten Wegpunkt zurück auf die Flugplan-Route geflogen werden - natürlich unter Berücksichtigung der Mindestflughöhen.
  • Anschließend wird der Flug auf der Flugplan-Route bis zum IAF fortgeführt
  • Über dem IAF wird gehalten und erst mit dem weiteren Anflug begonnen, wenn
    • die von ATC angegebene Expected Approach time (EAT), falls vorhanden, oder
    • die im Flugplan angegebene Estimated time of Arrival (ETA = Abhebezeit (TOT) + voraussichtliche Flugzeit (ETE)) erreicht wurde.
  • Vom IAF aus sollte ein entsprechender Instrumentenanflug durchgeführt werden.
  • Wenn möglich sollte innerhalb von 30 Minuten nach der EAT bzw. der ETA, gelandet werden.
  • Sollte eine Freigabe für eine Transition oder einen Wegpunkt innerhalb einer Transition erfolgt sein, wird diese entsprechend der lateralen und vertikalen Beschreibung unter Einhaltung von Höhen- und Geschwindigkeitsbegrenzungen bis in den Endanflug fortgeführt und dort ein Instrumentenanflug ausgeführt.


Zu beachten sind außerdem die auf den Karten veröffentlichten Funkausfallverfahren für jeden einzelnen Flughafen.

Als Beispiel: Man befindet sich unter Vektorierung eines Approach-Lotsen und stellt nun einen Funkausfall fest. Nun fliegt man auf direktem Weg zum IAF (sofern dieser der nächste signifikante Punkt des Flugplans ist). Sobald man den IAF erreicht, wird ins Holding eingeflogen. Jetzt wartet man bis zur EAT bzw. bis zur ETA und startet daraufhin den Instrumentenanflug.

Für den Funkausfall in nicht Radar-überwachtem Gebiet (in Deutschland nirgendwo der Fall) werden letzte angewiesene Geschwindigkeit und Höhe (oder minimale Höhe, wenn höher) für 20 Minuten gehalten, danach wird der Flug nach Flugplan fortgesetzt.

Es sei noch angemerkt, dass das oberste Ziel bei einem Comfail immer bleibt, die Kommunikation wieder herzustellen. Erst wenn alle Möglichkeiten der Kommunikationsaufnahme gescheitert sind, sollte wirklich davon ausgegangen werden, dass der Flug als Comfail fortgesetzt wird.

Sprechfunkverfahren

Deutsch Englisch
Wenn ein Pilot keinen Kontakt zu einer Bodenfunkstelle herstellen konnte, aber Grund zur Annahme hat, dass seine Meldungen empfangen werden, ist jede Meldung mit "Blindsendung"/"Transmitting blind" zu beginnen und vollständig zu wiederholen. Außerdem ist der Zeitpunkt, an dem die nächste Meldung erfolgt, sowie - falls notwendig - die nächste Frequenz bei geplantem Frequenzwechsel mitzuteilen:
P: Blindsendung, D-EECY sinkt auf FL70, nächste Meldung um 45, ich wiederhole, Blindsendung, D-EECY sinkt auf FL70, nächste Meldung um 45. P: Transmitting blind, D-EECY, descending FL70, next report at time 45, I say again, transmitting blind, D-EECY, descending FL70, next report at time 45.

Setzt ein Pilot Squawk 7600 oder es besteht irgendein Grund zur Annahme, dass die Funkverbindung ausgefallen ist, kann der Lotse den Piloten folgendermaßen kontaktieren:
A: D-CY, wenn Sie hören, Squawk Ident. A: D-CY, if you read, squawk ident.
Die "Squawk Ident"-Anweisung kann auch mehrmals in regelmäßigen Abständen wiederholt werden. Außerdem kann "Squawk Ident" durch eine beliebige Anweisung ersetzt werden. Danach besteht noch die Möglichkeit, ihn auf der GUARD-Frequenz zu rufen:
A: D-CY, hier ist Langen Radar auf Guard, wenn Sie hören, rufen Sie 131.1 und Squawk Ident. A: D-CY, this is Langen Radar on Guard, if you read, call 131.1 and squawk ident.